Der Egozentriker von Mario Fassen Mail:ego(@)fassen.de |
Achtung: Die
Begriffe Egozentriker, Borderliner, Narzißt usw. sind letztendlich alle
mit größter Vorsicht zu betrachten. Bestimmte
Verhaltensweisen, die wir bei ihnen auch entdecken, können sogar der
Klassifizierung widersprechen. Letztendlich bedarf jeder Mensch einer individuellen
Betrachtungsweise. Sind die angeblich psychisch kranken Menschen wirklich
krank, oder reagieren sie nur unbewußt auf ein krankes Umfeld? Sind
sie also nur als Symptomträger zu bezeichnen, wie uns das bei Kindern
auch sehr oft begegnet? Auch dieser Frage muß immer ernsthaft nachgegangen
werden.
Ihrer angeblichen Selbstsucht wegen wird über Egozentriker viel geschimpft. In Wirklichkeit sind das aber ganz arme Menschen und weniger selbstsüchtig, als es vielleicht den Anschein hat. Der Mensch wird nicht zum Egozentriker erzogen, denn er kommt mit einer egozentrischen Haltung auf die Welt und muß dann lernen, sich seinen Mitmenschen anzuvertrauen. Sozial eingebettet hat der Mensch bereits mit sechs Jahren einen Großteil dieser Haltung aufgegeben. Viele vernunftwidrige Verhaltensweisen entsprechen bei einem Egozentriker diesem Altersbereich. Wendet er sich zB. von einem ab, dann ist der andere für ihn nicht mehr existent oder die eigenen Emotionen nehmen ihn so sehr in Besitz, daß ihm der Blick zum Überwinden selbst kleinerer Hindernisse verwehrt bleibt. Bei genauer Beobachtung wird man beim Egozentriker immer wieder das kleine Kind in ihm entdecken. Er agiert nach Vorgaben und stereo-typischen Mustern. Deshalb ist von einem Egozentriker auch kein lösungsorientiertes Handeln zu erwarten, denn die Emotionen verhindern ein klar strukturiertes Denken.
Auf Grund kindlicher Traumata hat
der Egozentriker seine Wahrnehmung nicht nach außen gerichtet und nimmt
sein Umfeld nur oberflächlich war. Die ständige Sorge um sich selbst,
die im Kindesalter durchaus einmal berechtigt war, läßt die Auseinandersetzung
mit dem anderen auch nicht zu. Einfühlungsvermögen und der Sinn
für andere Lebensformen sind ihm fremd. Wenn andere Menschen nicht nach
seiner Vorstellung denken oder handeln, ist er kategorisch intolerant. Die
fehlende Selbstkritik führt dazu, daß sich der Betroffene seine
Störung als besondere Individualität interpretiert. Diese Kartenhaus-Individualität
will er natürlich schützen. Prinzipiell hat der Egozentriker natürlich
recht mit seinem Wunsch nach Anerkennung, nur verhindert sein Verhalten den
unabdingbaren Humor, um mit sich selbst und den Mitmenschen auszukommen.
Wenn im späteren Leben versucht wird, eine seelische Nähe aufzubauen,
läuft die Angst davor parallel, vom anderen assimiliert zu werden und
sich selbst aufgeben zu müssen. Gleichzeitig aber besteht eine Angst
vor dem Verlust der Nähe zu anderen. Nicht selten entwickelt sich daraus
die heute als Borderline- Syndrom bezeichnete psychische Störung. Alles
in seinem Leben ist bedroht, weil ihm das Urvertrauen fehlt, das er als Kind
nie haben durfte. Der Egozentriker neigt zum Fundamentalismus. Fehlendes Gottvertrauen
wird zB. mit religiösem Fundamentalismus kompensiert, oder ein Atheismus
ist solcher Natur. Damit verbaut er sich die ruhende Mitte und kann keinen
Seelenfrieden finden. Überhaupt besteht seine Sichtweise aus Schwarz
und Weiß. Innerhalb einer Beziehung ist er beleidigend und ungerecht,
um sich vor allzu großer Vereinnahmung zu schützen und um sich
nicht erniedrigt zu fühlen. Manchmal stellt er Forderungen, die im gleichen
Atemzug auch schon wieder abgelehnt werden. In der Öffentlichkeit bemüht
er sich darum, lieb und angepaßt zu erscheinen und erntet dafür
nicht selten viel Lob. Die eigentliche Dramatik findet in den eigenen vier
Wänden statt und bleibt damit der Öffentlichkeit verschlossen. Im
Privaten erwartet er, daß man ihn so anerkennt, wie er ist und pocht
auf seine Individualität, die aber in Wirklichkeit keine eigenständige
Qualität hat. Seine Individualität ist ihm deshalb so wichtig, weil
man seine kindliche Persönlichkeit ignorierte und ihn so bei der Persönlichkeitsentwicklung
behinderte. Sie ist ein Nachholbedarf.
In seiner Grundstruktur gleicht ein Egozentriker wie ein Ei dem anderen. Sein
gesellschaftliches Leben ist ein Zwang, das nach festen Mustern abläuft.
Zu Beginn einer Beziehung kann er sehr nett und charmant sein, aber nur für
eine kurze Zeit. Er leidet oft unter Verlassenheitsangst, wie auch unter der
Angst vor zu großer Nähe, weil er sich immer einen Weg offen halten
muß. In seinem Kopf träumt er von einer märchenhaften Beziehung,
die von einem idealen Partner abhängig ist, für den er immer bereit
sein muß, sollte er ihm einmal begegnen. Er hat aber auch Angst vor
dem Alltag, Angst in ein starres Muster zu verfallen und überrollt zu
werden, weil er seine Wünsche nicht zu äußern und auf normalem
Wege durchzusetzen versteht. Auf Kritik reagiert er unangemessen impulsiv
oder er beginnt innerlich zu erstarren, manchmal auch mit einem freundlichen
Lächeln im Gesicht. Es ist ein Lächeln ohne Teilnahme. Die Entwertungen,
die der Egozentriker früher hinnehmen mußte, lassen einen normalen
Umgang mit Kritik nicht zu. Auch daß er sich nicht entschuldigen oder
weinen kann, weist auf einen Seelenpanzer hin, den er sich zum Selbstschutz
einmal angelegt hat.
Fühlt er sich überfordert, sind seine Gedanken ein Konstrukt seiner
Emotion - irrational und für den normalen Menschen kaum nachvollziehbar.
Ein solches Denken führt zu keiner Lösung und verschlimmert die
bestehende Situation. Die einzige Möglichkeit, die der Egozentriker für
sich selber sieht, ist sich so schnell als möglich aus der belastenden
Situation zu entziehen.
Werden bedürfnisrelevante Zustände
in den ersten Lebensjahren nicht erreicht, also wenn zB. die kindlichen Bedürfnisse
keine Berücksichtigung finden oder eine verläßliche Nähe
nicht genügend hergestellt wird, dann kann der Mensch auch in seinem
späteren Leben kein vertrauensvolles Verhältnis mehr aufbauen. Das
Vertrauen schaffende Gefühl, irgendwo aufgehoben zu sein, stellt aber
ein Grundbedürfnis der Menschen dar. Deshalb versuchen diese Menschen
dann immer wieder mit ihrem Verhalten eine Situation herzustellen, die an
die problembehaftete Ausgangslage ihrer Kindheit anknüpft. Diese Wiederholungen
dienen dem Versuch, das Problem zu lösen, natürlich vergeblich,
denn es muß mißlingen, weil die Handlungen unbewußt bleiben,
und das Umfeld nicht adäquat auf so ein Benehmen reagieren kann. Wer
als Kind keine echte Zuwendung erfahren hat, wird zB. seinen Partner immer
wieder in Frage stellen und ihm Liebesbeweise abverlangen. Was sich diese
Menschen wünschen, hat oftmals den Anschein widersprüchlicher Natur.
Wenn sie wütend und ungerecht sind, wollen sie in den Arm genommen werden
- weil sie dann wieder unter der selbstgemachten Distanz leiden, die sie an
ihre kindliche Frustration erinnert, nämlich fehlende Zuwendung. Oder
- auch wenn sie lieben, brauchen sie Distanz, wollen „in Ruhe gelassen
werden“, denn interaktive Auseinandersetzung fordert auch immer Auseinandersetzung
mit sich selbst. Werden sie zu einer Auseinandersetzung gezwungen, kann das
bei einer ausgeprägten egozentrischen Störung zur absoluten Gleichgültigkeit
gegenüber dem Partner führen und sogar zu Haßgefühl.
Das erlaubt er sich aber meist nur dann, solange der Verlust des Partners
nicht droht oder wenn ein neuer Partner in Aussicht steht. In den meisten
Fällen sind die Verhaltensweisen unterschwellig und verdeckend und bleiben
diesbezüglich erst einmal getarnt.
Außenstehende geben diesen Leuten nicht selten auch noch recht, denn
auch dumme Handlungen haben ihre Logik.
Leider werden solche Beziehungsstörungen immer häufiger. Ein Arbeitsalltag, der keine Zeit mehr für die Familie läßt, mit sich selbst überforderte Eltern, ein Heranwachsen ohne feste Bezugsperson wie zB. durch Tagesmütter, Kindergrippen oder Ganztagskindergärten sind nicht unschuldig an dieser Situation. Hinzu kommt noch, daß sich viele Eltern nicht mehr imstande fühlen, ihren Kindern die Einhaltung von Verhaltensregeln abzuverlangen. Was hier fälschlicherweise als Toleranz ausgelegt wird, ist eine Entwertung des Kindes, weil die eigentliche Grundhaltung der Eltern mangelndes Zutrauen ist. Mangelndes Zutrauen ist es auch, wenn die Kinder mit Konsumgütern überschüttet werden, weil man glaubt, das Kind könne darauf nicht verzichten. Oder die Kinder werden unentwegt für Dinge gelobt, deren es kein Lob bedarf. Später merken sie dann, daß Lob einer Leistung bedarf, mit der sie sich dann überfordert fühlen. Es müssen also nicht immer traumatische Erlebnisse sein, damit der Mensch kein Selbstvertrauen entwickelt. Überhütung, übertriebene Umsicht und unangebrachtes Loben wirken sich ebenso negativ aus, denn auch hier erfahren die Kinder eine nicht ernsthafte Achtung ihrer Persönlichkeit und Hinwendung mit wirklichem Interesse. Wer bis zur Einschulung keine vertrauensvolle Beziehung aufbauen konnte, dem wird spätestens jetzt der letzte Riegel vorgeschoben. Bis auf die sehr guten Schüler sind die Kinder dann ständig der Gefahr einer Entwertung ausgeliefert. Daß sich daraus keine selbstbewußten Menschen entwickeln, die dem Weltenlauf vertrauen können, liegt auf der Hand. Egozentriker gibt es immer mehr. Ein Nährboden, auf dem sich viele weitere Verhaltensstörungen aufbauen: zB. Amokläufer, Psychopathen, die gefährliche Dinge entwickeln oder die Natur zu manipulieren versuchen. Wut packt mich, wenn ich nach der Katastrophe die scheinheiligen Kerzenanzünder und Gedenkminutenhalter sehe. Hinweis
Diskutieren Sie mit keinem Egozentriker,
gehen Sie auf keine Meinungsverschiedenheiten ein. Lassen Sie so gut es geht
die Probleme auf sich beruhen, klagen Sie ihn niemals an und erklären
Sie sich nicht, denn der Egozentriker wird prinzipiell alles als Angriff gegen
sich selbst betrachten und wenn Sie es noch so gut mit ihm meinen und es ihm
noch so verständlich erklären. Ein Egozentriker fühlt sich
immer bedroht. Von seinem Partner erwartet er ein Spiegelbild seiner selbst,
was eine harmonische Partnerschaft natürlich
unmöglich macht. „Du bist nicht wie ich!“ wird man von ihm
des öfteren zu hören bekommen. Wer mit einem Egozentriker auskommen
möchte, sie können auch sehr liebenswerte Seiten haben, von dem
wird sehr viel Disziplin und innere Stärke abverlangt. Wer Schwäche
zeigt, hat von vornherein bei einem Egozentriker verloren, denn der sucht
trotz seines Strebens nach Unabhängigkeit eine feste Hand, die ihn führt.
Mit diesen schwer zu vereinbarenden Widersprüchen hat der Egozentriker
ständig zu kämpfen, denn zum einen sucht er noch immer die kindliche
Geborgenheit und auf der anderen Seite versucht er krampfhaft sich zu behaupten.
Eine Zerreißprobe, die ihm sehr viel Kraft abverlangt und immer wieder
zu Erschöpfungszuständen führt. Läßt seine Kampfkraft
nach und er beginnt zu resignieren, folgt darauf die Depression.
Also der Märchenprinz oder die
Prinzessin wird nie gefunden, das wäre ja auch ein zu einseitiger Akt,
denn auf Grund ihres Verhaltens sind sie nun wahrlich keine Traumpartner.
Das bedeutet, daß keiner die egozentrische Haltung kompensieren wird.
Der Wunsch nach emotionaler Nähe, dessen Erfüllung durch die ambivalente
Zerrissenheit unmöglich ist, hält die emotionale Distanz vom Partner
aufrecht, weil der Prinz oder die Prinzessin ja noch kommen könnte. Diese
permanente emotionale Unbefriedigtheit führt nicht selten zu einer kompensierenden
Steigerung der sexuellen Körperlichkeit. Diese Einseitigkeit interpretiert
sich der Egozentriker als sexuelle Abhängigkeit, die er dem Partner vorwirft
und sogar als Trennungsgrund instrumentalisiert. Hat die partnerschaftliche
Beziehung ein Fundament, ist die Trennung nicht von Dauer. Denn das erwähnte
scheinbare solitäre körperliche Verlangen ist auch immer ein seelisches
Verlangen.
Entwickelt man Verständnis für sein Verhalten und reagiert, wenn
es notwendig erscheint, mit Rückzug, ohne ihm die Tür zu versperren,
dann findet der Egozentriker mit der Zeit Vertrauen in sich selbst und die
Beziehung wird somit auch ruhiger. Seine größte Angst ist, daß
er wirklich verlassen wird, auch wenn er sich immer wieder dazu gezwungen
fühlt, dies zu provozieren.
Wurde der Egozentriker zu einem verwöhnten Kind erzogen, dann ist er
ein Nimmersatt, dessen Hunger man irgendwann nicht mehr befriedigen kann.
Wer seine Erwartungen nicht mehr erfüllt, wird stehengelassen, als hätte
es ihn nie gegeben.
Wenn das Kind nichts von der Schwere des Lebens erfährt, und sei es nur
durch Literatur, dann kann es die Privilegien, die es hat, nicht schätzen.
Das sogenannte Undankbare Kind.
Will man sich aus der Beziehung eines Egozentrikers lösen, sollte man immer bedenken, daß die Argumente gegen ihn sowieso falsch interpretiert werden. Wirft man dem Egozentriker vor, daß er eine zu große Belastung für einen darstellt, bekommt er wieder nur bestätigt, daß ihn niemand liebt und er deshalb sowieso keinem trauen könne, also daß er sowieso moralisch recht habe. Aber wer die Liebe zu ihm nicht verneint und angibt, wegen der Liebe zu gehen, etwa weil er sich selbst nicht für gut genug hält, gibt ihm dann nicht diese Bestätigung und beläßt ihn in der Eigenverantwortung. Verläßt der Egozentriker seinen Partner, dann läßt man ihn besser gehen. Je gleichgültiger Sie seinem Weggang gegenüberstehen, um so wahrscheinlicher ist seine schnelle Rückkehr.
Ein Egozentriker ist im Vorfeld als solcher leicht zu erkennen, wir müssen ihn nur um etwas bitten, was von ihm eine kleine Mühe abverlangt. Für jemanden etwas tun, mit Ausnahme der eigenen Kinder, fällt dem Egozentriker schwer. Wobei er auch für seine Kinder kein wirkliches Mitgefühl aufbauen kann. Was nicht im eigenen Interessenszusammenhang steht, wird nur schwerfällig, oberflächlich oder gar nicht erfüllt. Diese Menschen sind so sehr durch eigene Sorgen blockiert, daß für alles andere kein Raum mehr bleibt. Ein Egozentriker ist nicht unbedingt ein Egoist, auch wenn es manchmal damit verwechselt wird, denn er kann auch sehr großzügig sein - wenn er sich damit nicht überfordert fühlt. Der Egozentriker ist auch kein Narzißt, denn er liebt sich nicht - und schon gar nicht uneingeschränkt und absolut. Und wenn er vor dem Spiegel steht, übt er die Korrektur.
Begegnet der weibliche Egozentriker
einem Mann, von dem er sich Schutz und Behütung verspricht, regrediert
er zum hilflosen Kind, um in ihm den rettenden Helden hervorzuwecken. Ist
die Anfangsbegeisterung erst einmal verflogen, wird der vermeintliche Held
auch schon wieder abgewertet und der vorausgegangene Eifer wird
geleugnet.
Im allgemein tut man gut daran, sich nicht so sehr auf solch einen Menschen
zu verlassen, seine Meinungen und Ansichten sind sprunghaft und äußerst
temporär. Auch wenn es uns manchmal schwerfällt; Mitgefühl
kann man haben, denn ein Egozentriker hat sich sein Schicksal nicht selbst
ausgesucht. Er ist Opfer einer sich selbst versklavenden Gesellschaft geworden,
durch irrationale Rituale und Zwänge. Er selbst leidet am allermeisten
darunter.
Warum kommt es zu keinem Wandel bei
so vielen geschundenen Seelen und warum spitzt sich die Situation verhaltensgestörter
Menschen immer weiter zu? - muß man sich fragen. Es ist die angeborene
Schutzreaktion des Menschen, wenn er beginnt, mit seinen Peinigern zu sympathisieren.
Seelisches Leid läßt sich stillen, indem Unrecht in Recht umgedeutet
wird. So werden zB. geschlagene Kinder im späteren Alter auch ihre Kinder
schlagen, weil sie selbst geschlagen wurden. Die diskriminierende Schule wird
damit gerechtfertigt, weil man sie auch durchlaufen mußte. „Mir
hat es ja auch nicht geschadet“, bekommt man immer wieder zu hören.
Und wie es ihnen geschadet hat! Obwohl ungefähr 70% des Lerninhalts der
Schule nur Ballast war und sie auch heute noch keinen Sinn darin entdecken
können, kommen sie nicht auf die Idee, ihre Kinder davor zu
bewahren. Sogar die meisten Lehrer sind sich dieses Unsinns bewußt,
nur wissen sie sich nicht dagegen zu wehren. Dieser Druck auf die Lehrer,
diesen Unsinn fortzuführen, geht auch sehr von den Eltern der Schüler
aus. Sie würden am lautesten schreien, würde man die Last der Notengebung
und die Wissensstopfmaschinerie von ihren Kindern nehmen. Was gibt es immer
für ein Gezeter, fällt mal wieder eine Schulstunde aus, anstatt
sich für seine Kinder zu freuen!
Nur jene, die das Unrecht und das
Leid, das man ihnen angetan hat, nicht verdrängen oder nicht rechtfertigen
wollen, können daran etwas ändern. Denn, wie schon erwähnt,
wer seine Kinder schlägt, fühlt sich nicht mehr genötigt, böse
zu sein auf jene, die ihn auch geschlagen haben. Wer geschlagen wurde und
jetzt seine eigenen Kinder schlägt, hat mit seinen Peinigern inneren
Frieden geschlossen.
Besonders schlimm ist es, wenn ein Schleier angeblicher Liebe über das
Unrecht ausgebreitet wird. Das Kind leidet und kann keinen Schuldigen außer
sich selbst dafür ausmachen - „Man hat es ja nur gut mit mir gemeint,
und wer kann denn was dazu, daß ich so dumm und unbeholfen bin.“
Diese Kinder können nicht merken, daß das, was man von ihnen verlangt
und was man ihnen antut, Unrecht ist, und so werden sie in ihrem späteren
Leben auch das Unrecht vertreten, um wenigstens jetzt den von ihnen gewünschten
Beitrag leisten zu können.
Will ein Egozentriker seine gestörte Welt verlassen, muß er sich dem Leben stellen. Er muß sich desensibilisieren, indem er unangenehme Situationen auszuhalten versucht, ohne gleich darauf zu reagieren. Entscheidungen sollte er nur dann treffen, wenn er innerlich ruhig geworden ist. Bevor er über etwas klagt oder jemanden beschimpft, muß er sich vorher fragen: „Habe ich meinen Wunsch klar und deutlich zum Ausdruck gebracht?“ Denn die anderen sind nicht dafür da, um meine Wünsche zu erraten und müssen schon gar nicht durch Beschimpfungen oder meine schlechte Laune dazu animiert werden. Um die Sensibilität für die Mitmenschen zu schärfen, soll er sich in die Körperhaltung anderer Menschen hineinbegeben, um sich vorstellen zu können, was sie gerade fühlen. Er muß auch verstehen lernen, daß die an ihn gerichtete Kritik ihm Vorteile verschafft. Nur unverbesserliche egoistische Menschen kritisiert man nicht. Werde ich mir meiner Fehler bewußt, kann ich etwas daran ändern. Bei einer unberechtigten Kritik lernen wir das Problem des anderen kennen, das er mit uns und damit auch mit sich selber hat. Das nennt man Projektion oder man sagt auch: Der Mensch schließt von sich auf andere. Auch diese Erfahrung kann zu unserem Nutzen sein. Menschen, die sich an ihm schuldig gemacht haben, soll er sich vor Augen führen und sich dann fragen, wo er in ähnlicher Weise in diesem Bereich auch schon einmal schuldig geworden ist. Das ist ein schwerer Akt, den man erst einmal auf sich laden muß. Aber nur so sind Täter und Opfer miteinander zu vereinen, um wirklichen Frieden mit sich und den anderen zu schaffen. Der größte Feind des Menschen ist er sich selbst.
Hier handelt es sich um einen Textausschnitt aus dem Buch "Das
urzeitliche Heilprinzip". Erhältlich im Buchhandel oder
bei
Amazon
Liegt das Problem nur an den Menschen, warum Paarbeziehungen sich immer schwieriger
gestalten, oder ist das Problem ganz anders gelagert. Auch diesem Thema wird
im genannten Buch, im Abschnitt „Sexualität und Partnerschaft“,
nachgegangen. Wenn alle glauben den Schuldigen zu kennen und sich dadurch
nichts ändert, dann muß noch etwas anderes nicht stimmen.