Blütenrandstreifen

Der Verrat am Umweltschutz und was Naturschutzvereine dazu beitragen

Blütenrandstreifen - um nützliche Kleinlebewesen zu schützen und um die Artenvielfalt zu erhöhen. Eine „gute“ Idee, wer will dem wiedersprechen?
Wenn sich Landwirte für Blütenrandstreifen einsetzen, weil es angeblich in ihrem Interesse steht, die Natur zu erhalten, dann darf man misstrauisch werden. Immerhin haben wir den ungebremsten Artenschwund in Feld und Flur ihrem
Tun zu verdanken. Alleine in den letzten zwanzig Jahren, hat der Vogelbestand, nach offiziellen Angaben, im Landwirtschaftsbereich um über 30% abgenommen. Tendenz steigend. Die Kiebitze, eine besonders betroffene Art, wurde in ihrem Bestand um unglaubliche 80% reduziert. Um die Rebhühner ist es gleichermaßen schlecht bestellt. Ein Gesinnungswandel kann bei den Landwirten also nicht eingetreten sein. Wie überall, steckt hinter dem Bemühen natürlich das
Geld. Die EU hat den Naturschutzes in ihr Programm mit aufgenommen, und fördert mit 30% ihrer Agrarsubventionen den Umweltschutz in der Landwirtschaft. Jede Ökomaßnahme wird mit einem entsprechendem Geldfluß belohnt. Landwirte die das geschickt zu nutzen wissen, für die spring pro Hektar Land bis zu 1000 € heraus. Damit die Euphorie der Landwirte für den Naturschutz jetzt nicht zum verhungern der EU-Bevölkerung führt, sind die Blütenanbauflächen auf 5% ihrer bewirtschafteten Gesamtfläche beschränkt. Auf die Gesamtfläche betrachtet, sind 5% kein unerheblicher Verlust für die Agrarkonzerne. Auf Blütenstreifen wird weniger Gift ausgebracht. Also sind die Agrarkonzerne bemüht, anderweitig Landflächen zu rekrutieren, um den Absatz an Gift nicht zu gefährden. Hier lohnt es sich bei den Naturschutzvereinen einmal anzuklopfen. Wenn Naturschutzvereine ihre Flächen für Blütenrandstreifen zur Verfügung stellen, ist das für die Landwirte und Agrarkonzerne ein hinzugewinn an zu bewirtschaftender Fläche. Vereine, die z.B. mit der BASF zusammen arbeiten, bieten den Landwirten sogar an, auf den Flächen Phophor und Kalk auszubringen. Zwei Dünger, die allerdings dem natürlichen Blütenbestand erheblichen Schaden bereiten. Phosphor fördert das Wachstum von Gräsern, so dass Blütenpflanzen darunter ersticken und Kalk verhindert das Wachstum kalkmeidender heimischer Arten. Im Gegenzug erhalten die Vereine Gelder zum Geländeankauf.

Künstlich angelegte Blütenrandstreifen fördern nicht das entstehen von dauerhaften Blütenflächen, sondern wirken dem sogar entgegen. Als Saatgut werden für die Blütenrandstreifen überwiegend Kulturpflanzen verwendet, zum Teil sogar biotechnologisch veränderten Pflanzen, wie zum Beispiel eine tief dunkelblaue Kornblume. Die wenigen heimischen Arten, die sich im Saatgut befinden, werden sich nicht etablieren, weil der künstlich aufbereitete Boden, stets eine Folgeflor mit sich bring und die besteht erst einmal aus Gräsern, Dornen und Disteln. Gegen die Disteln währe noch nicht einmal etwas einzuwenden, wenn diese ihren Samen nicht großzügig auf den Nachbaräckern verteilen würden, und damit ringsherum den Absatz von Totalherbiziden fördern. Die Naturschutzvereine haben damit den Agrarkonzernen einen doppelten Dienst erwiesen. Erstens geht ihnen damit kein intensiv bewirtschaftetes Agrarland verloren und zweitens steigert die Aktion auch noch den Spritzmittelumsatz.
Es gibt Naturschutzvereine, die stellen den Landwirten für das Anlegen von Blütenrandstreifen sogar ganze Ackerflächen zur Verfügung. Auf diesen Flächen können sich die Landwirte zur Hälfte als „Umweltschützer positionieren und mit der anderen Hälfte wird mit allen Regeln landwirtschaftlichen Geschicks, das Gegenteil bewirkt.

Blütenrandstreifen im ersten Jahr Blüenrandstreifen im zweiten Jahr


 

Von der EU und einen Naturschutzverein subventionierter Blumenrandstreifen. Mit im Gesamptpaket, ein mit Totalherbizieten abgespritzter und mit Halmverkürter behandelter Getreideacker.



Storchenveren Steinfeld
biotechnologisch veränderte Kornblume im Blütenrandstreifen   Der rapiede Artenschwund geht direkt mit der modernen Landwirtschaft einher. Daran ändern auch
die schönen Schilder und die künstlich angelegten Blütenrandstreifen nichts.
Ohne Subventionen und Pflege entstandener Blüenrandstreifen an einer Straße in Wissembourg


                

Daß die Landwirte diese Gelegenheit für sich nutzen möchten und die Agrarkonzerne sich um schwindenden Absatz Sorgen machen, darf als Selbstverständlichkeit betrachtet werden. Was mich stört ist der fehlende ökologische
Gedanken mancher Naturschutzvereine. Trotz vieler Bemühungen, müssen sich auch die Naturschutzvereine eingestehen, den Artenschwund nicht wirklich gestoppt zu haben. Einzelne Arten werden durch gezielte Maßnahmen gefördert, wie zum Beispiel der Weißstorch, der im Bestand nicht mehr als bedroht bezeichnet werden kann. Aber im großen und ganzen gesehen, wachsen auf den Wiesen der Naturschutzvereine nicht mehr Blumen als auf anderen Wiesen. Nicht ganz nachvollziehbar ist der Gedanke, wenn mit künstlich angelegten Blütenrandstreifen, die heimische Insektenwelt wieder angekurbelt werden soll, aber gleichzeitig, z.B. der „Kanadischen Goldrute“ der Kampf angesagt wird. Auf der Goldrute tummeln sich zigmal mehr Schmetterlinge und Käfer als auf den künstlich angelegten Blumenstreifen, die in ihrem Bestand nie erhalten bleiben werden. Aber die Tendenz ist die: Naturschutz wird zur Landwirschafssache. Oder-
der Bock wird zum Gärtner gemacht.

Es ist nicht einfach, unsere Wiesen in ein Blumenmeer zu verwandeln. Zuviel ist bisher an Umweltsünden geschehen um dies wieder gut machen zu können. Ein weltweiter Artenschwund ist die Folge. Zukünftige Umweltmaßnahmen
müssen darauf ausgelegt sein, große zusammenhängende Flächen aus dem Progamm der Agrarwirtschaf zu streichen. Das soll nicht heißen, daß die Flächen überhaupt nicht mehr bewirtschaftet werden. Viele Arten verdanken ihre Ausbreitung dem menschlichen Tun. Aber jeder Gifteinsatz und jedes Bearbeiten der Fläche mit großen Landmaschinen muß unterbleiben.

Es gibt Länder, wie z.B. Slovenien, wo sich die Landwirtschaft erst jetzt im Umbruch befindet.
Schauen wir uns einmal auf deren Wiesen um, wo es Blütenwiesen in großer Zahl heute noch gibt. Auf den mit der Sense gemähten Wiesen ist eine für uns nicht mehr vorstellbare Blütenpracht zu sehen. Gräser sind in diese Wiesen fast keine zu finden. Bereits dort, wo mit Hilfe eines Traktors die Wiese gemäht wird, setzt der Artenschwund ein. Die Porenbildung im Boden ist ausschlaggebend für die Entwicklung vieler Pflanzen. Das Verdichten des Bodens durch schweres Arbeitsgerät, verändert die Flora. Wo Kunstdünger Anwendung findet, sehen die Wiesen bereits aus wie bei uns. Gräser bestimmen das Bild. Die Tendenz, daß Agrarkonzerne die Landwirtschaft steuern, wird auch dort nicht aufzuhalten sein. Wer die Blütenbracht in diesem Land noch sehen möchte, soll nicht all zu lange warten.
Die bedarfsorientierte Maht mit der Hand, die wir sie in Slowenien auch noch finden, ist auch für die Tierwelt von ausschlaggebender Bedeutung. Tiere, die auf bestimmte Futterpflanzen angewiesen sind, wie z.b. bestimmte Falterraupen, geht die Nahrung damit niemals aus. Entsprechend hoch ist dort auch das Schmetterlingsaufkommen. Was ich auch feststellen konte ist, daß der Zeitpunkt der Maht bei uns überbewertet wird. Auf den Wiesen in Slovenien, die Bedarfsweise auch schon frühzeitig gemäht werden, gibt es keine geringere Artenvielfalt. Die Blütenbracht bleibt die Gleiche. Auch konnte ich beobachten, daß auf einer wöchentlich gemähten Rasenfläche in der Südpfalz, mehr Pflanzenarten vorkommen als auf einer der umliegenden Wiesen. Selbst die Scharfgabe, die auf den Wiesen immer seltener wird, hat einen festen Bestand in der Rasenfläche.
    

Eine mit der Sense gemähte Wiese in Slovenien. Die gleiche Wiese in Nahaufnahme.



Durch das befahren mit einem Traktor (linke Bildseite), ist der Artenschwund bereits deutlich sichtbar. Ein von mir angelegter Naturgarten. Im Bildvordergrund, das Große Flohkraut (Pulicaria dysenterica). In ihm sind Kohl, Erdbeere, Tomate, Kürbis, Kartoffel, Gurke, Melone, Himbeere, Spargel und vieles mehr zu finden.

Die meisten Blütenpflanzen finden wir bei uns auf mageren Böden. Von daher ist jede Düngung der Tod einer artenreichen Fläche. Wird der Boden zuvor umgebrochen, wie das bei Blütenrandstreifen notwendig wird, haben wir es mit einem unnatürlichen Zustand zu tun. Daraus folgt immer ein Primärbewuchs, der nur ein oder zwei Jahre besteht. Danach folgen dann neue Arten. Wie sich der Pflanzenbestand zukünftig entwickelt, ist vorher nicht abzusehen. Von daher müssen bestehende Blütenflächen konsequent unter Schutz gestellt und entsprechend gepflegt werden. Das ist keine einfache Aufgabe und erfordert eine ständige Beobachtungen. Jede Fläche, jede Region, hat ihre Besonderheit, auf die Rücksicht genommen werden muß. Naturschutz lässt sich nicht einfach aus dem Lehrbuch gestallten. Von daher muß jener der den Boden benutzt, auch ein Auge dafür haben, was der Umwelt nützt. Die Agrarlandwirte sind dafür keinesfalls geeignet. Ihre Abhängigkeit von Banken und Marktpolitik, lässt eine Rücksichtnahme gegenüber der Natur überhaut nicht zu.
Die oftmals vorgenommene Viehbeweidung ist eine Alternative, aber nicht immer zu befürworten. Schafe haben den Vorteil in kurzer Zeit den Bewuchs abzufressen. Gleichzeitig zertreten sie auch alles schützenswerte in sehr kurzer Zeit. Von daher sollten Schafe erst im Herbst zum Einsatz kommen. Ziegen stehen viel zu lange auf einer Fläche, bis der Bewuchs heruntergefressen ist. Dabei werden selektiv bestimmte Pflanzen bevorzugt, die im Anschluß daran, dann nicht mehr anzutreffen sind. Das gleiche betrifft auch die Beweidung mit Pferden und Rindern. Wie schon erwähnt, muß von Region zu Region differenziert mit eigenen Erfahrungswerten vorgegangen werden. Auf jeden Fall währe die bedarfsorientierte Maht mit der Sense zu fördern. Dies entspricht nicht unserem Wirtschaftsdenken, aber warum sollen Menschen die nicht so denken, sich nicht auch entfalten dürfen? Es gibt sicher Leute die für eine Ziege oder ein paar Hasen täglich die Sense in die Hand nehmen würden.

Wer die Natur unterstützen möchte, muß nicht unbedingt einen Naturschutzverein finanzieren, sondern legt am besten mit dem Geld einen eigenen Naturgaren an. Dabei ist darauf zu achten, keinen Blütensamen oder angebotene Zierpflanzen zu erstehen. Diese sind heute so gut wie alle biotechnologisch verändert und tragen damit zum Naturschutz nichts bei. In jedem Garten, etablieren sich von ganz alleine, verschiedene Blütenpflanzen die es zu erhalten gilt. Mit Gemüse und strukturierten Wildflächen, lässt sich eine lebenswerte Zukunft erreichen, von der Mensch, Tier und Pflanze gleichermaßen profitieren.


Naturschutzvereine lassen den Eindruck entstehen, daß aktiv der Umweltzerstörung entgegengewirkt wird. Die Arbeit der Naturschutzvereine reicht bei weitem nicht aus. Naturschützer haben in aller Regel auch kein ökologisches Denken. Der weitere Artenschwund ist nur durch eine gesellschaftliche Veränderung aufzuhalten und nicht durch ein paar Aktivisten, deren Einstellung ofmals dem eines Kleingärtners ähnelt. Wer eine Naturschutzverein finanziell unterstützt, sollte ihm genau auf die Finger schauen. Ihr wirken muß sich auch praktisch beweißen. Schöne Beiträge in der öffentlichen Presse, dienen lediglich der Imagepflege. Der Natur ist damit noch nicht geholfen. Naturschutzvereine müssen auch eine kritische Stimme erheben und diese nach außen vertreten. Wo das nicht stattfindet, oder wo die Vereine sogar mit Landwirten und Agrarkonzernen kokettieren, verdienen sie ihren Namen nicht.



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