Wer kann mir helfen einen Flusskebs zu bestimmen

Sie haben in einem Gewässer einen Krebs entdeckt und möchten wissen, um welche Art es sich handelt. In Deutschland und den angrenzenden Ländern gibt es insgesamt gerade einmal 9 verschiedene Flusskrebsarten. Zwei davon sind heimisch, zwei haben sich in anderen Regionen europas angesiedelt bzw. wurden dorthin gebracht und 5 wurden aus Übersee eingeschleppt. Diese Krebse stellen für die alteingesessenen Krebse eine besondere Bedrohung dar, da sie die heimischen Krebsarten verdrängen oder durch das Übertragen von Krankheiten in kurzer Zeit bestehende Bestände vernichten.
Deshalb meine erste Bitte: Setzen Sie Flusskrebse niemals in andere Gewässer ein.
Es kommt immer wieder vor, dass in einem Gartenteich ein Krebs gefunden wird. Setzen Sie ihn in ein Aquarium, aber niemals in ein anderes Gewässer. Die Situation ist dramatisch. Die heimischen Krebse sterben zunehmend aus. Hauptursache ist die Schadstoffbelastung der Gewässer, dicht gefolgt von der Ansiedlung gebietsfremder Arten und der zunehmenden Austrocknung der noch bestehenden Krebsgewässer. Dies ist nicht nur auf die angebliche Klimaerwärmung zurückzuführen, sondern auch auf geringere Niederschläge und das zunehmende Abgraben der Quellgewässer zur Trinkwassergewinnung.

Wenn Sie einen Flusskrebs entdecken, ist es wichtig zu erfahren, um welche Art es sich handelt. Das ist nicht so einfach, wie es in der Literatur dargestellt wird. Anhand der Farbe lässt sich das auf keinen Fall bestimmen. Krebse passen sich diesbezüglich ihrer Umgebung an.

Wenn Sie mir ein Bild zum Bestimmen eines Krebses zusenden möchten, dann fotografieren Sie ihn von oben, damit ich die Breite der Rückenfurche beurteilen kann. Schicken Sie mir außerdem ein zweites Bild von der Seite, sodass der Augenbereich, die sogenannte Augenleiste, gut zu erkennen ist. Auf dem dritten Bild sollen die Scherenspitzen zu erkennen sein. Wenn Sie sich getrauen den Krebs von oben am Rücken zu packen, so daß er Sie nicht zwicken kann, dann machen Sie auch ein Bild von den Scheren von unten. So dürfte ich alle wichtigen Erkennungsmerkmale haben, um die Art zu bestimmen.

Jungtiere lassen sich aufgrund der noch nicht ausgeprägten Erkennungsmerkmale nur schwer bestimmen, was bedeutet, dass sie oft nicht eindeutig als solche identifiziert werden können.

Wenn Sie in einem Gewässer mehrere tote Krebse finden oder feststellen, dass ein Gewässer austrocknet und die Krebse beginnen, an Land zu laufen, setzen Sie mich bitte darüber in Kenntnis. Hier sind keine Naturschutz- oder Angelvereine gefragt, sondern Menschen, die sich intensiv mit Krebsen auseinandergesetzt haben. Zudem muß die dafür zuständige Naturschutzbehörde darüber informiert werden.

Wenn Sie irgendwo ein Vorkommen einer heimischen Krebsart entdecken, dann behalten Sie diese Information zunächst einmal für sich. Nicht alle, die davon erfahren, werden sich darüber freuen. Es gibt immer Menschen, die aus wirtschaftlichen Gründen überhaupt keinen Gefallen daran finden und den Tieren den Tod herbei wünschen. Bei seltenen Pflanzen und Tieren wäre es oftmals besser gewesen, gänzlich darüber zu schweigen, weil sie heute genau deshalb an ihrem Ort nicht mehr sind. Auch Naturschutzbehörden stehen damit in einem Konflikt. Einerseits müssen sie handeln, um mit Auflagen die Bestände zu sichern, andererseits rufen sie damit diejenigen auf den Plan, die wissen, wie man die Auflagen die sie stören unnötig werden läßt.

Die in Deutschland vorkommenden Flußkrebsarten

Augenleiste 1 / 2 = durchgehende / geteilte Augenleiste

Wirklich heimisch ist nur der Edel- und der Steinkrebs. Aus den Nachbarländern hinzugekommen ist der Galizier- und der Dohlenkrebs. Es ist zu erwarten, daß in Deutschland zukünftig weitere fremde Krebsarten aus anderen Ländern hinzukommen werden.

Auf der folgenden Gesamtaufnahme eines Steinkrebses sind alle wichtigen Bestimmungsmerkmale deutlich zu erkennen, die ein Steinkrebs aufweisen muss. Dazu gehören die breite Rückenfurche, die durchgehende Augenleiste und die (rosafarbenen) Scherenspitzen. Und dennoch kommt es immer wieder, gerade bei Jungtieren und Farbvariationen zu Verwechslungen. Deshalb noch einmal: Bitte Krebse niemals um- oder neu ansiedeln! Auch der Fachwelt sind hier bereits katastrophale Fehler unterlaufen, indem der scheinbar unwechselbare Signalkrebs als Edelkrebs weiträumig ausgesiedelt wurde.
Oft kommt es zu Fehlbestimmungen, wenn man sich lediglich an den deutlichen Unterscheidungsmerkmalen orientiert. Wichtig ist, die Ausnahmen und Verwechslungspunkte zu kennen. Dazu gehört die Erfahrung, die sich nicht aus Büchern erlernen lässt.

Steinkrebs    
junger Edelkrebs
                  junger Signalkrebs
 
   









Steinkrebs